Samira Hayat, mit Ihrer Drohnenforschung setzen Sie in Klagenfurt gerade neue Standards. Wie werden Ihre Ergebnisse künftig unseren Alltag verändern?
Hayat: Moderne Drohnen operieren an der Schnittstelle verschiedenster technischer Disziplinen. Sensoren, Aktuatoren, Controller, Prozessoren und Software müssen alle miteinander kommunizieren. Wie wichtig das zuverlässige Zusammenspiel unterschiedlicher Komponenten als auch unbemannter Flugzeuge untereinander ist, zeigt sich besonders beim koordinierten Einsatz mehrerer Drohnen gleichzeitig. Im Mittelpunkt meiner Forschungstätigkeit steht daher die zentrale Rolle, die Kommunikation bei solchen Missionen einnimmt.
Mit unserer eigenen Test-Spielwiese, dem sogenannten 5G Playground sind wir in Kärnten aktuell ganz vorne mit dabei, konkrete Anwendungsbeispiele für die Industrie weiterzuentwickeln. Dadurch werden wir alle bald den Schritt in die zunehmend digitalisierte Welt schneller und reibungsloser machen können. Sobald die Politik die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen hat, geht es zudem darum, die Menschen von den Vorteilen der verfügbaren Systeme zu überzeugen.
…Sie meinen die Nutzung von Drohnen für mehr Sicherheit und Service?
Hyat: Richtig! Angst vor dem Unbekannten führt leider oft dazu, dass die Leute keine Fragen mehr stellen. Wozu diese Scheu vor dem Verstehen technischer Zusammenhänge führen kann, sehen wir an den vielen Verschwörungstheorien zur angeblichen Gesundheitsgefahr von 5G Netzen, oder umgekehrt am leichtsinnigen Umgang junger Menschen mit ihren persönlichen Daten in den sozialen Medien. In meiner alten Heimat Pakistan waren Drohnen in erster Linie Kriegsgeräte. Mit meiner Forschung wollte ich die Sichtweise der Menschen ändern, damit sie das positive Potential von Drohnen erkennen. Den Einsatz zur Verbesserung der Verkehrssicherheit oder topaktuell, der Vorhersage von Extremwetterlagen zum Beispiel. Umgeben von den ganzen Bergen, Seen und Feldern in Kärnten kann ich mir gut vorstellen, welchen Nutzen Drohnen bei Rettungseinsätzen der Bergwacht, aber auch in der Landwirtschaft stiften können.
Warum ist Kärnten Ihrer Erfahrung nach der ideale Forschungsstandort?
Hayat: Kärnten zieht innovative Köpfe an, die echte Leidenschaft für ihr ganz persönliches Thema versprühen. In meiner Karriere habe ich schon an vielen Orten gearbeitet, die großartige Wissenschaftler und junge Leute zusammenbringen, aber leider manchmal an wenig inspirierenden Enden der Welt – nur mithilfe von Forschungsmitteln und Initiativen der Industrie. Der Lakeside Park und die Uni Klagenfurt hingegen sind an einem atemberaubend schönen Fleckchen Erde. Und trotzdem wird in dieser traumhaften Kulisse Forschung auf internationalem Spitzenniveau betrieben. Hoffentlich spricht sich das durch unsere Konferenzen und technischen Demonstrationen post-Corona schnell herum. In Kärnten klappt vor allem die Verknüpfung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft hervorragend – vielleicht arbeite ich deswegen ausgerechnet in diesem umtriebigen Netzwerk an dem Thema Kommunikation.
Was viele nicht wissen: Mehr als 172 Nationen treffen in Kärnten im Herzen Europas aufeinander. Was macht Kärnten für Sie persönlich so besonders?
Hayat: Die netten Kollegen! Die Leute an der Uni und am Institut sind superfreundlich. Und tiefenentspannt, vielleicht wegen der wunderschönen Umgebung. Die spektakuläre Natur drumherum ist echt klasse. Für Sportbegeisterte gibt es unfassbar viele Möglichkeiten, draußen aktiv zu werden. Wobei ich zugeben muss, dass ich nach der Arbeit ja lieber auf dem Boden der Tatsachen bleibe und Zeit mit der Familie und Freunden verbringe. Drohnenforscher sind nämlich in der Regel alles andere als abgehoben!