„Es gibt Dinge im Leben, die besser analog bleiben sollen. Bücher zum Beispiel und Kinderbücher im Besonderen. In direkter und nahezu ohnmächtiger Konkurrenz zu ihnen stehen bunte Filmchen auf YouTube oder Kinder-Apps, die bestens dafür geeignet sind, den Nachwuchs ruhigzustellen. Aber das Erlebnis der Kinder, Papier zu spüren und die Farben der Bücher analog zu erleben, lässt sich mit den vielen digitalen Tools nicht ersetzen”, ist Nancy Wang, Gründerin der Kärntner Kinderbuch-Tauschplattform Swircle, überzeugt.
Gerade diese Erkenntnis ist die Basis für die Gründungsidee der innovativen Unternehmerin, die ursprünglich aus Vancouver in Kanada stammt und mit ihrem Ehemann 2011 nach Villach emigrierte. Er arbeitet in Villach bei Infineon und Nancy hat es sich im September 2019 mit ihrem zeitgeistigen Start-up zum Ziel gemacht, die haptische Welt mit der digitalen zu verknüpfen und Kinderbücher in mehreren Sprachen überall sowie für alle Eltern gleichzeitig verfügbar zu machen. Die Geschäftsidee kommt ihr, als sie für ihre zwei Kinder englisch- und chinesischsprachige Bücher sucht, diese aber leihweise nirgends findet. Gerade in Städten wie Villach, in denen aufgrund der Ansiedlung internationaler Konzerne immer mehr Menschen aus der ganzen Welt zusammenkommen, haben alle das gleiche Problem: Kinderbücher in fremden Sprachen gibt es nur online zu kaufen.
Eigentlich wollte das austrokanadische Paar nur drei Jahre in Kärnten bleiben und sich dann wieder neu orientieren. Das war vor mittlerweile 10 Jahren. Heute schwärmt Nancy nach wie vor von ihrem Leben in Villach. „Kärnten ist ein idealer Platz, Kinder großzuziehen. Wir kennen das nordamerikanische und kanadische Leben und wir können mit Sicherheit sagen, dass wir einen der wenigen Plätze auf dieser Welt gefunden haben, an dem Menschen für ihr Business arbeiten können und gleichzeitig maximal 10 Minuten von einem Badesee inmitten dieser wundervollen Natur entfernt sind”, ist sich Nancy sicher.
Auffallend positiv war für die Gründerin die ausgezeichnete, koordinierte Unterstützung des build! Gründerservice und die vielfältige Förderlandschaft des Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds (KWF). Dass sie Mutter von zwei Kindern ist und von einem anderen Kontinent kommt, spürt sie mit ihrem Kärntner Start-up in keiner Weise. „Kärnten ist international und sehr gründerfreundlich”, sagt sie. „Ohne KWF und den build! Gründerservice würde es Swircle heute nicht geben.”
Wo denn die Reise mit Swircle hingeht, wollen wir von Nancy wissen. Sie lacht und erzählt, dass entgegen der Gründungsidee von aktuell 190 Kund*innen 95 % Österreicher*innen und derzeit hauptsächlich deutschsprachige Kinderbücher gefragt sind. Bereits 6.400 Bücher wurden bis dato über die digitale Plattform getauscht. Eine Umfrage ergab heuer, dass die nächste im Repertoire angebotene Sprache Russisch sein wird. Zusätzlich möchte sich Swircle 2021 auch in Deutschland bekannt machen, da dieser Markt kein vergleichbares Tauschsystem besitzt. Das Angebotsspektrum wird in jedem Fall weiterentwickelt. Der Peer-to-Peer-Büchertausch in eigens dafür entwickelten und mehrfach verwendbaren Versandboxen, umhüllt mit farbenfrohen, wasserabweisenden Hüllen von einem Upcycler „made in Kärnten” produziert, wird weitergedacht. Dank der perfekt funktionierenden Software-Plattform können mit der gleichen Idee und der nachhaltigen Versandform auch Spielzeuge, Vinyl-Schallplatten oder Kleidung getauscht werden.
Und von einem weiteren Erfolg darf Swircle bereits berichten: Das Land Kärnten finanziert für alle 261 Kärntner Kindergärten fünf Monate lang den großartigen Büchertausch. Großes Potenzial fördern, Kindern Perspektiven bieten, Wertschöpfung regional nutzen und Lebensqualität sichern – das sind die an diesem Beispiel beweisbaren großen Stärken im Wirtschaftsland Kärnten.